Antenne Bad Kreuznach
today6. April 2025
Am 25. März 2025 wurde die CDU-Politikerin Julia Klöckner zur neuen Präsidentin des Deutschen Bundestages gewählt.Mit 382 von 630 Stimmen übernahm die 52-Jährige das zweithöchste Staatsamt und folgt damit auf Bärbel Bas (SPD). Spontan besucht sie am 1.April das Sendestudio von Antenne Bad Kreuznach für ein kurzes Interview mit Moderator Patrick Berger.
ANTENNE:
Isac auf Ihrer Antenne bei der Arbeit an diesem Dienstag, dem 1. April. Ein Tag, an dem man aufpassen muss, dass man keinen Aprilscherz abbekommt – aber heute ist keiner hier, sondern ganz real bei uns im Studio: die neue Bundestagspräsidentin Julia Klöckner. Schönen guten Tag!
JULIA KLÖCKNER:
Hallo, guten Tag.
ANTENNE:
Sie sind ja gerade zufällig in Bad Kreuznach gewesen – wobei, so ganz zufällig war es ja nicht. Es gab natürlich einen Termin, und danach sind Sie noch bei uns vorbeigekommen. Warum sind Sie heute in der Stadt?
JULIA KLÖCKNER:
Zum einen, weil ich hier lebe. Und wir haben gerade keine Sitzungswoche. Die komplette vergangene Woche war ich in Berlin und hatte wirklich einiges zu tun. Jetzt ist Wahlkreiswoche, und ich bin heute am Gymnasium an der Stadtmauer – da habe ich übrigens mein Abitur gemacht – und treffe dort eine Schulklasse zum Gespräch. Und da haben wir gesagt: Die Antenne liegt ja gleich um die Ecke, da schauen wir mal rein.
ANTENNE:
Das freut uns natürlich sehr! Glückwunsch auch noch mal zu Ihrer Wahl. Was hat sich denn seit letzter Woche für Sie verändert?
JULIA KLÖCKNER:
Herzlichen Dank! Das war ein sehr spannender Tag – der Dienstag –, weil es ja eine geheime Wahl war. Ich habe mich sehr gefreut, dass es direkt im ersten Wahlgang geklappt hat.
Was sich geändert hat? Ich habe ein neues Büro bezogen, bin jetzt für 3.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Bundestagsverwaltung verantwortlich. Wir stellen auch einiges neu auf. Ich möchte, dass wir das modernste Parlament der Welt werden. Wir sind schon das meistbesuchte – aber was Digitalisierung, Kommunikation mit Bürgerinnen und Bürgern und digitale Medien angeht, da haben wir noch Luft nach oben.
Und wir bereiten die Vereidigung des potenziellen Bundeskanzlers und der neuen Bundesregierung vor. Der Bundestag hat sich konstituiert, aber noch nicht mit der eigentlichen Arbeit begonnen. Das alles organisieren wir jetzt mit Präsidiumssitzungen und dem Ältestenrat.
ANTENNE:
Also, es gibt viel zu tun – und Ihnen kommt da natürlich eine wichtige Rolle zu: Überparteilichkeit, Sitzungen leiten, Ordnungsrufe – alles sehr organisatorisch. Es ist ja auch das zweithöchste Amt im Staat. Bleibt da überhaupt noch Zeit, Ihre Heimatregion in Berlin zu vertreten?
JULIA KLÖCKNER:
Ja, das muss sein! Das sind meine Wurzeln. Ich bin weiterhin Abgeordnete – äußere mich aber weniger parteipolitisch, sondern gesellschaftspolitisch und politiktheoretisch. Es geht um das Ermöglichen von Demokratie. Demokratie bedeutet, Debatten zu führen, ein Parlament zu haben, das nachvollziehbar ist, auf Regeln und Anstand zu achten.
Ich werde zum Beispiel am 8. Mai, dem Gedenktag zur Befreiung Deutschlands, gemeinsam mit dem Bundespräsidenten eine Veranstaltung im Bundestag ausrichten. Es ist also ein weites Feld – auch international. Aber Heimat bleibt Heimat. Ich habe weiterhin mein Wahlkreisbüro in Bad Kreuznach und in Idar-Oberstein. In den Nichtsitzungswochen bin ich hier oder auf Reisen, in Sitzungswochen in Berlin. Man trifft mich also durchaus noch hier an.
ANTENNE:
Ein Thema, das Ihnen am Herzen liegt und das auch in Ihrer Antrittsrede vorkam: die Wahlrechtsreform. Sie selbst waren davon ja betroffen und mussten lange bangen, ob Sie überhaupt in den Bundestag einziehen.
JULIA KLÖCKNER:
Das stimmt. Die Wahlrechtsreform hatte das Ziel, weniger Abgeordnete im Bundestag zu haben – aktuell sind es 630. Das wurde erreicht. Aber ich habe Zweifel, ob Bürgerinnen und Bürger das neue Wahlrecht wirklich verstehen und akzeptieren.
Wir hatten schon immer ein komplexes Wahlsystem. Aber bisher war klar: Wer die meisten Stimmen im Wahlkreis bekommt, kommt direkt nach Berlin. Das ist jetzt nicht mehr so. Die vorherige Bundesregierung hat beschlossen, dass selbst gewählte Direktkandidat:innen nicht automatisch mehr in den Bundestag kommen.
Das ist schwer zu vermitteln. Man fragt sich: Wozu dann Erst- und Zweitstimme? Es gibt 23 Kolleginnen und Kollegen, die ihre Wahlkreise gewonnen haben – aber nicht ins Parlament einziehen durften.
ANTENNE:
Ein Thema, das uns sicher auch in den nächsten Jahren beschäftigen wird. Wo kann man Ihren Weg verfolgen? Sie sind ja sehr aktiv in den sozialen Netzwerken.
JULIA KLÖCKNER:
Ja, Antenne Bad Kreuznach ist da ja auch sehr aktiv! Ich bin auf Instagram, Facebook, Twitter – beziehungsweise X – und auf LinkedIn. Jeden Freitag verschicke ich meinen kostenlosen E-Mail-Infobrief, in dem ich die Woche zusammenfasse und Ausblicke auf kommende Termine gebe. Und natürlich bin ich auch auf meiner Website präsent sowie auf YouTube. Da ist einiges los!
ANTENNE:
Vielen Dank für Ihre Zeit, Frau Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, und alles Gute!
JULIA KLÖCKNER:
Sehr gerne. Herzlichen Dank!
Geschrieben von: Antenne Bad Kreuznach
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