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Frauenhaus Bad Kreuznach stellt Bericht 2024 vor
Das Frauenhaus Bad Kreuznach hat seinen Geschäftsbericht für 2024 vorgestellt. Der Verein Frauen helfen Frauen zieht darin Bilanz über ein herausforderndes Jahr, das stark von Bauarbeiten geprägt war. Trotz Einschränkungen fanden 33 Frauen und 30 Kinder Schutz in der Einrichtung. Zugleich zeigt der Bericht: Der Bedarf an Hilfe wächst, und neue Projekte wie „Second Stage“ sollen dringend Entlastung bringen.
Im Jahr 2024 war die Auslastung hoch. Das Haus meldete eine Belegung von 86 Prozent. An nur 51 Tagen stand ein freier Platz zur Verfügung. 98 Frauen mussten abgewiesen werden, da kein Zimmer frei war. Sie konnten zwar in andere Häuser vermittelt werden, doch die Situation zeigt den Engpass deutlich.
Längere Aufenthalte sind ein Grund. Viele Frauen bleiben, weil sie keine Wohnung finden. Auch die psychische Gewalt nimmt zu, berichtet der Verein. Diese Form der Gewalt hat oft längerfristige Folgen und macht die Fälle komplexer.
Um mehr Kapazität zu schaffen, setzt der Verein auf das Projekt „Second Stage“. Seit September 2025 wird es in Bad Kreuznach umgesetzt. Projektleiterin Vanessa Eder erklärt, Frauen könnten nach dem Aufenthalt in eigene Wohnungen ziehen. Das helfe, Plätze im Haus schneller wieder frei zu machen.
Ziel ist es, Vermieter zu sensibilisieren und Frauen beim Start in ein selbstbestimmtes Leben zu unterstützen. Eder sagt: „Frauen, die das Frauenhaus nicht mehr benötigen, werden Wohnungen vermietet. So können wir die Kapazität wieder erhöhen.“ Bereits eine Wohnung ist eingerichtet, eine zweite mit drei Zimmern wird noch gesucht.
Der Bericht zeigt auch die Bedeutung der Fachberatungsstelle. 2024 gab es rund 450 telefonische Beratungen, viele davon ohne Anzeige bei der Polizei. Ziel vieler Frauen ist es, dass die Gewalt aufhört, nicht zwingend, dass es eine Strafe gibt.
Für Kinder gibt es seit Kurzem eigene Gruppenangebote, um Gewaltkreisläufe früh zu durchbrechen. Außerdem stärkt eine Kollegin die nachgehende Beratung, damit Frauen auch nach dem Auszug nicht in Isolation geraten.
In Rheinland-Pfalz gibt es aktuell 19 Frauenhäuser, ein weiteres ist in Planung. Dennoch reicht die Zahl der Plätze nicht aus. Das neue Gewalthilfegesetz, das Anfang des Jahres verabschiedet wurde, schafft ab 2035 einen Rechtsanspruch auf Schutz und Unterkunft. Damit wächst der Druck, mehr Kapazitäten bereitzustellen.
Der Verein finanziert sich über Zuschüsse von Stadt und Kreis Bad Kreuznach sowie über Spenden und Bußgelder. Ein Anbau mit zwei barrierefreien Apartments konnte bereits fertiggestellt und belegt werden.
Betroffene Frauen haben die Möglichkeit das Frauenhaus unter der 0671-44877 zu kontaktieren. Außerhalb der Geschäftszeiten wird auf das bundesweite Hilfetelefon “Gewalt gegen Frauen” 0800 0116 016 verwiesen.
Geschrieben von: Thorsten Subat
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