Antenne Bad Kreuznach
Langes Wochenende, leere Kalenderseite? Wer an Fronleichnam und dem darauffolgenden Brückentag die Koffer nicht ganz packen will, muss trotzdem nicht daheim bleiben. Ausflugsziele in Rheinland-Pfalz bieten Natur, Nervenkitzel und überraschende Geschichten – ideal für alle, die statt Badesee lieber festen Fels unter den Füßen (oder auch mal wackelnde Brücken unter sich) spüren wollen. Diese fünf Orte machen den Kurztrip zum Abenteuer – vom Rotenfels bei Bad Kreuznach bis tief hinein in die Teufelsschlucht der Südeifel.
Unweit von Bad Kreuznach erhebt sich der Rotenfels steil aus der Landschaft. Mit 202 Metern Höhe und 1200 Metern Breite thront das Massiv über dem Flusslauf der Nahe. Es ist die höchste Steilwand nördlich der Alpen – ein echtes Naturmonument.
Wanderer können die Kante des Felsens auf gut ausgeschilderten Wegen erkunden. Die rund drei Kilometer lange „IntroTour Rotenfels“ beginnt am Wanderportal oberhalb von Bad Münster. Oben angekommen, eröffnet sich ein Panoramablick auf das Nahetal, die Stadt Bad Kreuznach und das darunterliegende Schutzgebiet, in dem seltene Tierarten wie Smaragdeidechse und Wanderfalke leben.
Wer sich auskennt oder begleitet wird, darf sich sogar an die Felswand wagen. Denn obwohl sie ein Paradies für Kletterfans ist, warnt die Stadt: Der Rotenfels ist kein Sportklettergebiet, sondern ein Ort mit alpinem Charakter.Absturzgefahr ist real – ebenso wie der Stolz nach einem gelungenen Aufstieg. Einkehr bietet das Gasthaus „Zur Bastei“, direkt auf dem Plateau gelegen.

Hängende Schritte, flatternde Nerven – wer die Geierlay überquert, tritt in eine andere Welt. Zwischen den Orten Mörsdorf und Sosberg spannt sich die Hängeseilbrücke 360 Meter über das Mörsdorfer Bachtal. In über 100 Metern Höhe tanzt der Wind – und oft auch das eigene Gleichgewicht.
Die Geierlay zählt zu den längsten und spektakulärsten Hängeseilbrücken Europas. Gebaut nach nepalesischem Vorbild, hält sie bis zu 950 Personen gleichzeitig aus. Besonders an windigen Tagen wird der Spaziergang über das filigrane Konstrukt zur Mutprobe.
Wer die Überquerung geschafft hat, wird mit Ruhe und Wald belohnt. Rundwege auf beiden Seiten führen durch das Hunsrücker Hinterland. Ein Tipp für Frühaufsteher: Morgens liegt die Brücke oft im Nebel – dann wirkt sie wie ein Pfad in eine andere Dimension.

Geierlay Hängeseilbrücke / Foto: geierlay.de
Wer lieber mit festem Boden unter den Füßen beginnt, aber nicht auf Spannung verzichten will, sollte den Römerpfad im Butzerbachtal erwandern. Die 9,7 Kilometer lange Route ist Etappe 15 des Eifelsteigs und führt durch eines der urwüchsigsten Täler der Region.
Zwischen steilen Hängen, Wasserläufen und engen Brücken geht es auf und ab – teils auf rutschigem Untergrund, oft mit überraschender Aussicht. Der Weg ist sportlich, doch nicht überfordernd. Mehrere Hängebrücken machen die Tour abwechslungsreich. Es geht von einer Uferseite zur anderen, über moosbedeckte Steine und entlang plätschernder Abschnitte.
Ein Höhepunkt: Die Genovevahöhle, ein natürlich entstandenes Felsdach aus rotem Sandstein. Hier lohnt sich eine kurze Pause – zum Staunen, Fotografieren oder schlicht zum Durchatmen. Wer oben angekommen ist, darf vom Aussichtspunkt Geyersley auf das Kylltal und die Burg Ramstein blicken. Und sich selbst ein bisschen auf die Schulter klopfen.
Dunkel, still, beklemmend – und doch faszinierend: Das Beinhaus unter der Katharinenkirche in Oppenheim ist eines der größten und am besten erhaltenen in Deutschland. Es wurde ab dem 11. Jahrhundert angelegt, als die umliegenden Friedhöfe aus allen Nähten platzten.
Im sogenannten Ossuarium ruhen die Überreste von bis zu 20.000 Menschen. Knochen sind bis unter die Decke gestapelt, Schädel blicken aus der Masse. Mitten unter ihnen liegt ein goldener Schädel – ein Überbleibsel eines Filmprojekts, das nie abgebaut wurde.
Trotz der Enge und des düsteren Ambientes: Der Ort erzählt leise vom Leben und Sterben vergangener Jahrhunderte. Für Geschichtsinteressierte ein Schatz, für Zartbesaitete eher nichts.

Genovevahöhle Butzbachtal / Foto: eifel.info
Der Name ist Programm: Die Teufelsschlucht bei Irrel in der Südeifel ist kein Ort für Angsthasen. Drei Wanderwege – die Teufelspfade – führen durch enge Felsspalten, zwischen bemoosten Sandsteintürmen und über Wurzelwerk, das sich durch den Stein windet wie Adern.
Entstanden sind die bizarren Formen aus den Resten eines urzeitlichen Meeres. Manche Felsen ragen 70 Meter hoch, andere bilden kleine Höhlen oder enge Spalten, durch die sich nur ein Mensch gleichzeitig zwängen kann.
Wer sich auf das Abenteuer einlässt, erlebt ein einzigartiges Zusammenspiel aus Licht, Gestein und Wald. Tipp: festes Schuhwerk, Geduld und ein bisschen Mut – denn an manchen Stellen fühlt man sich wie in einem Fantasyfilm. Kinder (abenteuerlustige!) lieben diesen Ort. Platzangst? Lieber einen anderen Spot aus dieser Liste wählen.

Felsenschlucht bei Irrel / Foto: felsenland-suedeifel.de
Ausflugsziele in Rheinland-Pfalz müssen nicht immer Burg und Weinprobe bedeuten. Wer an Fronleichnam und dem Brückentag den Weg ins Ungewisse wagt, entdeckt zwischen Nahe, Eifel und Hunsrück Naturwunder, die das Herz klopfen lassen. Kein Fernflug nötig – der Nervenkitzel liegt direkt vor der Haustür. Also Wanderschuhe geschnürt, Brotzeit eingepackt und auf ins Abenteuer. Denn manchmal beginnt Urlaub genau dort, wo der Alltag endet.
Geschrieben von: Leona Winterfeld
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