Bad Kreuznach

Vollversammlung der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz in Bad Kreuznach

today27. November 2025

Hintergrund
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Die Vollversammlung der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz hat sich im Kurhaus Bad Kreuznach getroffen. Die Sitzung, die zum ersten Mal im Kursaal stattfand, war geprägt von vielen Krisen in der Grünen Branche und zeigte, wie stark die Themen die Betriebe belasten. Landwirtschaftsministerin Daniela Schmitt nahm teil, da es die letzte Vollversammlung vor der Landtagswahl im März 2026 war.

Ministerin Daniela Schmidt Foto: Heiko Schmitt

Finanzen, Herausforderungen und der Blick nach vorn

Kammerpräsident Michael Horper beschrieb die Haushaltslage als weiter angespannt. Trotz der Beitragserhöhung im vergangenen Jahr reichte das Geld nicht aus. 2024 lag das Defizit bei rund 2 Millionen Euro. Durch strukturelle Änderungen und die erhöhte Beitragsgrundlage erwartet die Kammer in den kommenden Jahren ausgeglichene Haushalte. Horper betonte, dass die Pflichtaufgaben – wie Berufsbildung und Raumordnung – auch über 2026 hinaus ausreichend Geld brauchen.

Vizepräsident Reinhold Hörner blickte auf den Weinbau und sprach offen über schwere Zeiten. Zwar werde der Weinbau die Krise überstehen, doch nicht alle Betriebe. Er nannte Klimawandel, verändertes Trinkverhalten und pauschale Kritik an Alkohol als Gründe für den Druck auf die Branche. Trotz kleinerer, guter Ernte fallen die Fassweinpreise weiter. Hörner forderte neue, moderne Produkte und mehr Bereitschaft zur Zusammenarbeit.

Gefahren für die Landwirtschaft und der Ruf nach Schutzmaßnahmen

Vizepräsident Eberhard Hartelt beschrieb die Ernte als gut, aber die politischen Rahmenbedingungen als schwierig. Strenge Vorgaben zu Düngung und Flächenausweisung erschweren es aus seiner Sicht, die vom Markt geforderte Qualität zu erzeugen. Hinzu kommen die Bedrohung durch invasive Arten und der Klimawandel. Besonders die Schilf-Glasflügelzikade bereitet Sorgen, da sie Erreger überträgt, die fast alle Kulturen betreffen. Hartelt bezeichnete sie als größte Gefahr für die pflanzliche Ernährung seit etwa hundert Jahren und forderte, chemischen Pflanzenschutz weiter zu erlauben, um Totalausfälle zu verhindern.

Zudem sprach er über das Projekt „Schulterschluss Artenvielfalt“, bei dem Landwirtschaft, Umwelt- und Naturschutzorganisationen gemeinsame Ziele erarbeiten. Hartelt zeigte sich froh über die Zusammenarbeit, da wirtschaftliche Landwirtschaft und Naturschutz aus seiner Sicht nebeneinander möglich sind.

Rückblick der Ministerin und weitere Beschlüsse

Bevor Ministerin Schmitt das Wort ergriff, kritisierte Horper das Auswahlverfahren für bezuschusste Beratungen. Ein Unternehmen ohne erkennbare Erfahrung habe Zuschläge erhalten, was aus seiner Sicht das Angebot für die Betriebe schmälert.

Schmitt blickte auf ihre Amtszeit zurück, die durch Corona, Flutkatastrophe, den Angriff auf die Ukraine und hohe Energiepreise geprägt war. Sie lobte die Landwirtschaftskammer als wichtigen Partner und betonte, dass Wirtschaftlichkeit und Umwelt gleich wichtig seien. Die Debatten über Weinkonsum bezeichnete sie als spaltend.

Die Vollversammlung beschloss außerdem Änderungen zu Hauptsatzung, Gebührensatzung und Prämierungssatzung. Zudem informierte Kammerdirektor Markus Heil über eine Anpassung des Kammergesetzes, die die Vollversammlung kleiner und weiblicher aufstellen soll.

Zum Abschluss ehrte Horper Marcel Müller und Ralph Gockel für ihr Engagement.

Ehrung Ralph Gockel Foto: Heiko Schmitt

Geschrieben von: Geraldine Werner


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