
Antenne Bad Kreuznach
Fotografische Ansicht der neuen Idee eines Hotel auf dem Kautzenberg Bad Kreuznach
Die Pläne für den Neubau eines Hotels auf der Kauzenburg sind mutig, ambitioniert und sorgen für Gesprächsstoff. Darüber war man sich im Ausschuss für Stadtplanung, Bauwesen, Umwelt und Verkehr (PLUV) einig. Die Meinungen über das Projekt aber gingen weit auseinander – sie reichten von großer Begeisterung bis zur klaren Ablehnung.
Vorgestellt wurden die Entwürfe von Architekt Paul Böhm vom Kölner Architekturbüro Paul Böhm GmbH. Paul Böhm ist der Sohn des berühmten Architekten Gottfried Böhm, der in den 1970er-Jahren die markante weinrote Kubatur auf dem Kauzenberg schuf.
Nach einer mehr als einstündigen Diskussion kam es im Ausschuss zu einem Eklat, der die Sitzung überschattete. Direkt nach der Abstimmung meldete sich ein Zuhörer zu Wort und wies darauf hin, dass Carsten Lorenz (Faire Liste) an der Sitzung teilgenommen hatte, obwohl er als Neffe von Werner Lorenz, einem der Investoren und Miteigentümer der Kauzenburg, befangen ist.
Da laut Gemeindeordnung eine Befangenheit bis zum dritten Verwandtschaftsgrad besteht, wurde die Abstimmung für ungültig erklärt. Der Beschluss zum Grundsatzantrag konnte damit nicht gefasst werden. Das Thema wird in der nächsten Sitzung erneut behandelt.
Die Eigentümer Stefan Kessler und Werner Lorenz planen ein Hotel in Burgoptik mit 46 Zimmern direkt neben der historischen Kauzenburg. Der Neubau soll auf dem Burggarten entstehen. Die von Gottfried Böhm in den 1970er-Jahren errichtete, weinrote Kubatur bleibt bestehen. Bereits seit über anderthalb Jahren arbeitet das Team an dem Konzept.
Der Entwurf sieht sechs Sandsteintürme vor, kreisförmig angeordnet wie Palisaden. In der Mitte entsteht ein Glasfoyer mit Wendeltreppe, von dem ein 40 Meter tiefer Aufzug zur Neustadt führt. Besucher sollen künftig direkt aus der Innenstadt auf den Kauzenberg gelangen.
Für das Vorhaben ist ein vorhabenbezogener Bebauungsplan nach § 12 BauGB erforderlich. Die Stadt will dadurch sicherstellen, dass Nutzung, Gestaltung und ökologische Vorgaben verbindlich geregelt sind. Bereits in Vorbereitungsgesprächen wurden Denkmalschutz, Lage im Landschaftsschutzgebiet, Artenschutz und Geologie thematisiert.
Mit dem Denkmalschutz gab es erste Abstimmungen: Sobald Bauarbeiten beginnen, sollen Bodenradarmessungen eventuelle Relikte der Burggeschichte erfassen. Die Kauzenburg wurde erstmals 1206 urkundlich erwähnt.
Der Verein denk-mal e. V. Bad Kreuznach reagierte auf die vorgestellten Pläne mit deutlicher Kritik. In einer Presseerklärung bezeichnete der Verein das Projekt als „Größenwahn“ und warnt vor einem massiven Eingriff in das Stadtbild.
Im Rathaus will man das Thema in der nächsten Sitzung erneut auf die Tagesordnung setzen.
Trotz des Eklats bleibt das Interesse an dem Projekt groß. Befürworter sehen darin eine Chance, die Kauzenburg als touristisches Ziel neu zu beleben. Kritiker warnen weiter vor einer Überformung des historischen Stadtbildes. Wie es mit dem Hotel Kauzenburg weitergeht, wird sich also erst in der nächsten Sitzung zeigen
Geschrieben von: Leona Winterfeld
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