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    Antenne Bad Kreuznach

Bad Kreuznach

Jahrmarkt-Frühschoppen: Erinnerung, Tradition und Ehrengäste

today19. August 2025

Hintergrund

Am Montagvormittag erlebte der Jahrmarkt Bad Kreuznach seinen traditionellen kommunalen Frühschoppen. Rund 200 Gäste trafen sich im Naheweinzelt, um gemeinsam zu feiern, Erinnerungen auszutauschen und die Verbundenheit zur Stadt zu zeigen.

Gedenken an „de Hombes“ Hornberger

Noch vor dem offiziellen Beginn bat Oberbürgermeister Emanuel Letz um eine Schweigeminute. Er erinnerte an Karl-Rudolf „de Hombes“ Hornberger, der am Freitag verstorben war. Letz würdigte ihn als Kultfigur, Lebemann und Freigeist, der die Kreuznacher Kultur geprägt hatte.

Ehrengast mit 104 Jahren

Besonderen Applaus erhielt Nicolaus Blattermann. Der 104 Jahre alte Ehrenvorsitzende der jüdischen Gemeinde Bad Kreuznach/Birkenfeld war eigens aus dem Norden angereist. Er trug nicht nur die Ehrenmedaille der Stadt, sondern nutzte auch die Bühne für einen Herzenswunsch. Blattermann sprach sich für die Sanierung der Synagoge in Bad Kreuznach aus, deren Kosten bei rund 1,5 Millionen Euro liegen.

Jahrmarkt als Spiegel der Gemeinschaft

In seiner Rede hob Oberbürgermeister Emanuel Letz hervor, dass der Jahrmarkt mehr sei als nur Fahrgeschäfte und Weinfeste. Er sei ein Ort, an dem Generationen zusammenkommen – Großeltern mit Enkeln, Freunde oder Kollegen. Dieses Gefühl von Gemeinschaft, so Letz, sei das Fundament, das Bad Kreuznach stark mache.

Kommunen unter Druck

Gleichzeitig richtete der Oberbürgermeister den Blick auf die schwierige finanzielle Lage. Eine aktuelle Analyse der Bertelsmann-Stiftung habe gezeigt, dass die Kommunen in Rheinland-Pfalz fast eine halbe Milliarde Euro Defizit aufwiesen – das schlechteste Ergebnis seit 14 Jahren. Ursachen seien stagnierende Steuereinnahmen, steigende Kosten und neue Aufgaben ohne ausreichende Finanzierung durch den Bund. „Wer bestellt, bezahlt – das ist ein einfaches Prinzip, das auch für den Bund gelten muss“, forderte Letz.

Notwendige Entscheidungen im Stadtrat

Auch für Bad Kreuznach seien die Herausforderungen groß. Der marode Löwensteg, die sanierungsbedürftige Ochsenbrücke, fehlende Kita- und Grundschulplätze sowie Rückstände bei Sanierungen stellten die Stadt vor enorme Aufgaben. Um den Haushalt genehmigen zu lassen, habe der Stadtrat schwierige Beschlüsse fassen müssen – etwa zur Erhöhung der Grundsteuer und der Parkgebühren. Die Debatte um eine mögliche Bettensteuer sei ebenfalls Teil dieser Finanzpolitik.

Dank an alle Engagierten

Zum Abschluss betonte Letz, dass Bad Kreuznach trotz aller Probleme stark bleibe, weil viele Menschen Verantwortung übernähmen. „Unsere Stadt lebt vom Miteinander – und solange wir diesen Zusammenhalt pflegen, werden wir auch schwierige Zeiten meistern“, sagte er unter großem Applaus. Mit diesen Worten verband er seinen Dank an alle, die sich in Politik, Vereinen und Ehrenamt engagieren.

Tradition der Entwanzung

Ein Höhepunkt des Vormittags war die humorvolle „Entwanzung“. In diesem Jahr nahm der Freundeskreis Kreiznacher Johrmarkt Dr. Michael Vesper von der GuT in die Kreuznacher Gemeinschaft auf. Der Brauch geht auf alte Umzüge zurück, in denen Neubürger als „Wanzen“ bezeichnet wurden. Die feierliche „Entwanzung“ markierte symbolisch ihre Aufnahme in die Stadtgesellschaft.

Politik im Hintergrund – Freude im Vordergrund

Der gemeinsame Austausch, kühle Getränke und der anschließende Rundgang über die Pfingstwiese standen im Mittelpunkt. Unter dem Motto „Nix wie enunner!“ wagten sich einige Gäste sogar in die Gondeln der Fahrgeschäfte.

Zu den Mutigen gehörten unter anderem Victoria Krings (Weinland Nahe), Holger Wessling (Sparkasse Rhein-Nahe) und Klaus-Dieter Dressbach (Stadtwerke Bad Kreuznach). Lachen, Jubel und Pfiffe mischten sich mit dem bunten Treiben auf der Pfingstwiese – ein Beweis dafür, dass der Jahrmarkt auch nach Jahrzehnten nichts von seiner Anziehungskraft verloren hat.

Geschrieben von: Leona Winterfeld