Antenne Bad Kreuznach
Wer in Kirn auf Spurensuche geht, findet mehr als pittoreske Fachwerkhäuser. Die Stadt birgt ein seltenes Relikt: die Stadtmauer Kirn, ein stiller Zeitzeuge des 14. Jahrhunderts. Obwohl nicht mehr durchgehend erhalten, lassen sich bis heute eindrucksvolle Reste entdecken. Diese stammen aus drei ehemaligen Befestigungsringen, die einst Altstadt, Neustadt und den Burgfrieden schützten.
Besonders markant sind die Mauerstücke entlang des Mühlenteichs. Sie dokumentieren die südliche Grenze der Altstadtbefestigung. An der Wilhelmstraße steht das sogenannte „doppelte Wassertor“ – ein seltener Mauerbogen, der früher Wasser und Menschen regelte. Der „Pulverturm“, dessen Ansatz in der Nähe zu finden ist, war einst Teil der Stadtverteidigung. Er trägt die Jahreszahl 1526 – damit ist er eines der ältesten erhaltenen Bauwerke der Stadt.
Richtung Ufer der Nahe entdecken Spaziergänger die Stadtmauer als Uferbegrenzung – ein oft übersehener, aber erhaltener Teil der Befestigung. Besonders spannend ist der Bereich nahe des sogenannten „Pfeffermühlchens“. Hier existiert ein Mauerstück mit einem später eingefügten Halbturm, das direkt zum „Stumpfen Turm“ überleitet.
Ein weiterer Schatz liegt etwas versteckt im Garten des ehemaligen Franziskanerklosters, heute Teil des Kirner Gymnasiums. Dort steht ein großes Mauerstück, das ursprünglich die Stadtgrenze markierte. Der Bereich ist zwar nicht frei zugänglich, aber von außen gut erkennbar – besonders im Frühjahr, wenn die Vegetation niedrig ist.
Die Stadt Kirn liegt direkt an der B41 und ist per Bahn an die Nahebahn angebunden. Vom Bahnhof aus erreichst du alle genannten Punkte zu Fuß. Wer mit dem Auto anreist, findet Parkplätze am Mühlenteich und im Innenstadtbereich.
Zugänglich:
Alle Mauerreste sind im öffentlichen Raum frei sichtbar – keine Eintrittskosten, keine Schranken. Ideal für einen geschichtsträchtigen Spaziergang ohne großen Aufwand.
Wer noch tiefer eintauchen will, folgt der offiziellen Stadtführung „Von Fürsten, Gerbern und reißenden Fluten“, erhältlich als Flyer oder online bei der Tourismusinfo Kirn. Sie verbindet die Stadtmauer mit anderen Highlights wie dem Rathaus, der Kyrburg und der Pfarrkirche St. Pankratius. Besonders sehenswert: der Gerberviertel-Rundgang, der entlang der alten Stadtgrenze verläuft.
Die Ursprünge der Stadtmauer Kirn gehen bis ins 14. Jahrhundert zurück. Um 1380 begannen die Arbeiten an der äußeren Ringmauer. Die Altstadt verfügte über 13 Türme, drei Tore und das sogenannte Peterspförtchen, ein kleiner Nebenzugang zur Stadt.
Die Kyrburg, oberhalb von Kirn gelegen, war durch den „Burgfrieden“ gesondert befestigt – ein eigenes Mauersystem schützte die fürstliche Residenz. Diese Struktur ist bis heute auf Luftbildern sichtbar und teilweise begehbar.
Die Stadtmauer Kirn ist kein Museum – sie ist Teil des lebendigen Stadtbilds. Zwischen Schulhof, Wohnhäusern und Uferwegen taucht sie immer wieder auf. Wer sie entdeckt, sieht Kirn mit anderen Augen.
Ein Spaziergang entlang der Mauer ist wie ein Dialog mit der Vergangenheit. Wer zuhört, hört Mauern flüstern.
Geschrieben von: Leona Winterfeld
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