Antenne Bad Kreuznach
Symbolbild. Photo by stevepb
Am 14. November findet weltweit der Weltdiabetestag statt. Auch in Bad Kreuznach rückt das Thema heute in den Fokus: Bei Antenne Bad Kreuznach sprach Dr. Marcus Dahlem, Oberarzt, Diabetologe und Leiter des Diabeteszentrums an den Diakonie-Kliniken Bad Kreuznach, ausführlich über Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten.
Dr. Dahlem erklärt Diabetes als „Störung des Zuckerstoffwechsels“, die entweder durch einen absoluten Insulinmangel oder einen relativen Insulinmangel entsteht. Beim Typ-1-Diabetes handelt es sich meist um eine Autoimmunerkrankung: „Es kommt zu einem Untergang der insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Folge ist ein absoluter Mangel an diesem lebenswichtigen Hormon.“ Menschen mit Typ 1 müssen deshalb lebenslang Insulin zuführen.
Beim Typ-2-Diabetes dagegen zeigen sich andere Mechanismen. Der Körper reagiert schlechter auf sein eigenes Insulin, man spricht von einer Insulinresistenz. „Der Körper braucht für die gleiche Arbeit wesentlich mehr Insulin als der Gesunde“, sagt Dahlem. Dieses Gleichgewicht hält oft über Jahre, bevor der Diabetes überhaupt nachweisbar wird.
Auch der Schwangerschaftsdiabetes darf nicht unterschätzt werden. Er verschwindet zwar nach der Geburt, erhöht aber später das Risiko für Typ 2. Daneben existieren seltene Unterformen, die genetisch bedingt sind.
Viele Betroffene bemerken lange nichts – vor allem beim Typ 2. „Es ist meistens ein Zufallsbefund im Labor“, so Dahlem. Beim Typ 1 zeigen sich die Symptome oft deutlich:
Manchmal erscheine die Erkrankung sogar erst durch eine Ketoazidose, also eine gefährliche Übersäuerung des Körpers. Diabetes bei Babys sei theoretisch möglich, aber „eine Rarität“, erklärt Dahlem. Häufiger tritt Typ 1 im Alter zwischen 10 und 17 Jahren auf. Aber auch Erwachsene können erkranken – etwa beim sogenannten LADA, einer langsam verlaufenden Autoimmunform.
Bei der Frage nach Prävention hat Dahlem eine klare Botschaft: „Bewegung, Bewegung und noch einmal Bewegung.“ Kleine Schritte im Alltag seien bereits wertvoll. Der Arzt erzählt, dass er zwischen Büro und Station täglich mehrere Etagen zu Fuß gehe. Dazu komme gesunde Ernährung: „Selber kochen, auf frische Lebensmittel achten und Fertigprodukte vermeiden.“ Der Experte berichtet außerdem von Erfahrungen im Ausland: In England etwa schmecke Cola deutlich weniger süß – eine Folge der Zuckersteuer. Weniger Zucker und Salz im Alltag sei generell ein guter Ansatz.
Heute richten sich Therapien weniger nach der Diabetesform, sondern stärker nach den Risiken der Patientinnen und Patienten. Menschen mit starkem Übergewicht, Bluthochdruck oder hohen Blutfettwerten werden anders behandelt als Betroffene ohne Begleiterkrankungen. Besonders wichtig: Schon der Prädiabetes erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Da werden wir in den nächsten Jahren wahrscheinlich ein großes Umdenken sehen, dass wir viel, viel früher anfangen müssen“, so Dahlem.
Der Weltdiabetestag macht deutlich, wie wichtig es ist, Symptome zu kennen, frühzeitig zu handeln und den eigenen Lebensstil im Blick zu behalten. Diabetes bleibt eine ernstzunehmende Volkskrankheit – aber Aufklärung, Bewegung und moderne Therapieansätze helfen, Risiken zu senken und Betroffene gut zu begleiten.
Geschrieben von: Patrick Berger
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