Antenne Bad Kreuznach
today10. November 2025
Foto: Die Gedenkstätte des KZ Esterwegen. Dort war Matthäus Wahl von September bis Dezember 1933 inhaftiert. (Quelle: Stadtverwaltung Bad Kreuznach)
Auch nach der Gedenkveranstaltung am Mahnmal in der Fährgasse (9.11.2025 um 15 Uhr) setzt die Stadt Bad Kreuznach die Auseinandersetzung mit ihrer NS-Vergangenheit fort. Unter dem Titel „Wir erinnern an …“ startet ab Montag, 10. November 2025, eine neue Vortrags- und Diskussionsreihe im Haus der Stadtgeschichte, Mannheimer Straße 189.
Kulturdezernent Markus Schlosser lädt die Bürgerinnen und Bürger zur Eröffnung ein. Gemeinsam mit der Stiftung Haus der Stadtgeschichte möchte er über die Zukunft der Erinnerungskultur in Bad Kreuznach sprechen. Dabei geht es um Fragen wie: Wie steht es um die Gedenkkultur der Stadt? und Wie können Bürger aktiv mitgestalten?
Die Auftaktveranstaltung am Montag, 10. November, 18.30 Uhr, bildet den Beginn einer intensiven Themenwoche zur Erinnerungskultur Bad Kreuznach. Schlosser betont: „Wir wollen gemeinsam darüber sprechen, wie Erinnern heute lebendig bleiben kann.“
Im Fokus der Reihe stehen Schicksale aus der Stadt und ihrer Umgebung. Die Vorträge beleuchten sowohl Opfer des Nationalsozialismus als auch Menschen, die Widerstand leisteten oder in der Nachkriegszeit neue Wege gingen.
Der erste Vortrag widmet sich am Dienstag, 11. November, dem Konzentrationslager Esterwegen (1933/34). Der Gewerkschafter und Sozialdemokrat Matthäus Wahl aus Bad Kreuznach war einer der ersten politischen Häftlinge.
„Nun setzte eine der fürchterlichsten Misshandlungen ein, ein Schreien, Toben, Brüllen …“, so beschrieb er seine Ankunft im Lager.
Dr. Sebastian Weitkamp, Co-Leiter der Gedenkstätte Esterwegen, berichtet über die Entstehung der frühen Konzentrationslager und liest aus Wahls erschütterndem Bericht.
Am Mittwoch, 12. November, beleuchtet Historikerin Britta Lehna das kaum erforschte Kapitel der deutschen Kriegsgefangenen in Frankreich von 1945 bis 1948. Auch das Kriegsgefangenenlager Bretzenheim, in dem zehntausende Soldaten interniert waren, steht dabei im Mittelpunkt. Lehna zeigt, wie aus ehemaligen Feinden später Brückenbauer der deutsch-französischen Freundschaft wurden.
Der Vortrag von Martin Strohmeier am Donnerstag, 13. November, erzählt die bewegende Geschichte der Bad Kreuznacher Eheleute Karl und Erna Moritz. Wegen seiner Ehe mit einer „nicht arischen“ Frau wurde Karl Moritz 1937 zwangspensioniert. Später wurden beide von der Gestapo verhaftet. Während Erna überlebte, starb Karl Moritz 1944 im KZ Sachsenhausen.
Dieser Abend macht deutlich, wie persönlicher Mut und Menschlichkeit auch in dunklen Zeiten Bestand hatten.
Am Freitag, 14. November, schließt Benjamin Peterle-Pick die Reihe mit einem Vortrag über Stadtführungen zu Holocaust und Nationalsozialismus ab. Er zeigt, wie Stadtführungen in Köln und Bad Kreuznach als Form der partizipativen Geschichtsvermittlung genutzt werden können. Im Anschluss diskutieren Teilnehmende über lokale Erinnerungsorte und neue Ideen für Bad Kreuznach.
Erinnerung, die verbindet
Mit der Reihe „Wir erinnern an …“ will die Stadt die Bürger stärker in die Gestaltung der Erinnerungskultur einbeziehen. Nach der Gedenkfeier am Mahnmal ist dies ein weiterer Schritt, um Geschichte offen und gemeinsam zu reflektieren.
„Erinnern darf nicht stillstehen – es braucht neue Wege und offene Gespräche.“
📅 Termine und Themen im Überblick
| Datum | Thema | Referent/in | Ort |
|---|---|---|---|
| Mo, 10.11. | Gesprächsrunde zur Erinnerungskultur | Markus Schlosser | Haus der Stadtgeschichte |
| Di, 11.11. | KZ Esterwegen und Matthäus Wahl | Dr. Sebastian Weitkamp | Haus der Stadtgeschichte |
| Mi, 12.11. | Deutsche Kriegsgefangene in Frankreich | Britta Lehna | Haus der Stadtgeschichte |
| Do, 13.11. | Karl und Erna Moritz | Martin Strohmeier | Haus der Stadtgeschichte |
| Fr, 14.11. | Stadtführungen als Erinnerung | Benjamin Peterle-Pick | Haus der Stadtgeschichte |
Alle Vorträge beginnen um 18.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.
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Geschrieben von: Leona Winterfeld

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