Antenne Bad Kreuznach
today4. Juli 2025
Foto: Stiftung kreuznacher diakonie / Andrea Djifroudi
Wenn es in Kirn nach Rauch duftet und das Dreibein über dem Feuer schwenkt, ist der Kirner Grill meist nicht weit. Seit 30 Jahren bauen Menschen mit Beeinträchtigungen in der Werkstatt der Stiftung kreuznacher diakonie den robusten Schwenkgrill – und das mit Herz, Handwerk und jeder Menge Know-how. Beim Tag der offenen Tür zeigte sich jetzt, wie viel Begeisterung hinter diesem Produkt steckt.
„Den kauft man nur einmal!“ oder „Wir heiraten bald, da darf der Grill nicht fehlen!“ – so klang es vielfach auf dem Werkstattgelände. Ganze 31 Grillroste, 20 Dreibein- oder Galgengrills sowie 10 Feuerwannen wurden am Aktionstag verkauft. Eine stolze Bilanz für einen einzigen Tag.
Doch der Tag war mehr als ein Verkaufsfest. Die Werkstatt in Kirn öffnete ihre Türen, um zu zeigen, was täglich geleistet wird. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kirn-Land, Thomas Jung, machte sich ebenso ein Bild wie viele andere interessierte Gäste. Denn viele wissen zwar, woher der Kirner Grill kommt – aber nicht, was sonst noch alles hinter diesen Werkstatttoren entsteht.
Neben den beliebten Schwenkern montieren die Beschäftigten Gepäcknetze für die Autoindustrie oder Rahmen für Bodensteckdosen – alles zertifiziert nach DIN ISO-Normen. Die Werkstatt ist damit ein fester Partner für Industrie und Handel in der Region.
Der Fokus der Kirner Werkstatt liegt auf Menschen mit psychischen Erkrankungen. Viele von ihnen haben bereits Berufserfahrung, doch ihre Erwerbsbiografien wurden durch Krankheit unterbrochen. In Kirn finden sie eine neue Perspektive: Die Arbeit gibt Struktur, das Team vermittelt Sicherheit. Ziel ist, berufliche Fähigkeiten wieder zu stärken – und damit den Weg zurück ins Arbeitsleben zu ebnen.
Derzeit arbeiten 19 Mitarbeitende mit 78 Beschäftigten – in einem Umfeld, das nicht nur an Leistung, sondern auch an Förderung und Persönlichkeitsentwicklung denkt. So fließen individuelle Förderpläne, angepasste Arbeitsplätze und AB-Maßnahmen genauso in den Alltag ein wie fachlich geschultes Personal und ein wertschätzendes Miteinander.
„Dass wir mit einem so überzeugenden Produkt die Menschen in der Region begeistern, ist eine Erfolgsgeschichte, die wir gerne noch weitere 30 Jahre fortschreiben wollen“, sagen die Bereichsleiter Viktor Commichau und Sascha Richter.
Professor Dr. Holger Böckel, Vorstandsmitglied der Stiftung, unterstreicht die Bedeutung des Konzepts. Für ihn steht fest: Die Verbindung aus sozialem Auftrag und handwerklicher Qualität ist ein echtes Aushängeschild für Kirn – und macht den Kirner Grill zu einem Symbol gelebter Inklusion und regionaler Stärke.
Geschrieben von: Leona Winterfeld
Copyright Antenne Bad Kreuznach - Ihr Radio für die Rhein-Nahe Region