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    Antenne Bad Kreuznach

Bad Kreuznach

50 Jahre Originale-Brunnen Bad Kreuznach

today19. Juli 2025

Hintergrund

Ein Brunnen mit Herz und Geschichte

Der Originale-Brunnen in Bad Kreuznach hat heute einen festen Platz im Herzen der Stadt – buchstäblich. Wo früher Autos parkten, sprudelt heute das Wasser. Kinder lachen, Erwachsene genießen ihr Eis auf dem Brunnenrand. Der Kornmarkt ist ein belebter Treffpunkt. Doch das war nicht immer so.

Als der Brunnen noch ein Randdasein fristete

Am 19. Juli 1975 wurde der Originale-Brunnen eingeweiht. Damals stand er am Rande des Platzes, nahe der Ecke Mühlenstraße/Mannheimer Straße. Der Kornmarkt war zu dieser Zeit noch ein Parkplatz. Erst bei der Neugestaltung des Platzes im Jahr 2019 rückte der Brunnen dorthin, wo er heute steht: ins Zentrum.

Wettbewerb und Künstlerwahl

1972 entschied der Stadtrat, den Kornmarkt umzugestalten. Ein Brunnen sollte dem Platz neues Leben einhauchen. Ein Jahr später rief man einen Wettbewerb für Künstler aus Bad Kreuznach und dem Umland aus. Die Bevölkerung durfte mitentscheiden. Die eingereichten Modelle wurden öffentlich gezeigt. Ein Preisgericht wählte im März 1974 schließlich den Entwurf von Bildhauer Karl Steiner aus.

Stadtoriginale aus Bronze

Steiners Idee: „Menschen, die sich nicht verbiegen ließen und den Mut hatten, authentisch zu sein.“ Damit meinte er die Stadtoriginale – Kreuznacher Persönlichkeiten, die durch ihr Wesen auffielen und im Stadtbild fest verankert waren. Figuren wie „de Gulasch“, „de Debbedee“ oder „es Gänze“ stehen für diese Menschen. Sie waren anders, unverwechselbar, direkt.

Verbindung zwischen den Generationen

Die Figuren erinnern viele Bürger an früher. Wer die Originale noch kannte, findet im Brunnen ein Stück lebendige Erinnerung. Ihre Geschichten verbinden Generationen. „Durch manche Anekdote, die man sich über die Dargestellten erzählt, wird […] ein verbindendes Bewusstsein wach gehalten“, heißt es in der Brunnenchronik.

Sanierung und Rückkehr ins Zentrum

2019 wurde der Kornmarkt neu gestaltet. Die Fläche wuchs von 2360 auf 3300 Quadratmeter. Vor der Einweihung im Mai 2019 wurden die Brunnenfiguren restauriert. Danach fanden sie ihren neuen Platz – mitten auf dem Platz. Seitdem sprudelt das Wasser dort, wo heute das Herz der Innenstadt schlägt.

Der Originale-Brunnen: Ein Denkmal für das Menschliche

Der Brunnen erinnert uns daran, wie wichtig Vielfalt und Charakter in einer Stadt sind. Er würdigt Menschen, die durch ihr Wesen Spuren hinterlassen haben. Heute wie damals ist er mehr als nur ein Kunstwerk – er ist ein Symbol für Kreuznacher Identität.

Die Originale:

Originale-Brunnen
"Es Brobecks Marri"

“Es Brobecks Marri”

Maria Brobeck (1884 bis 1960) war Tochter eines Schulhausmeisters und Küsters, später selbständige Hausmeisterin. Als “Erziehungshelferin” soll sie der damaligen Schuljugend schon mal kräftige Ohrfeigen verabreicht haben. 

Als “Marri mit de Feierbloos” hat sie bis zur Einführung der elektrischen Signalgebung im Jahr 1929 die Feuerwehr mit ihrer “Tuut” alamiert.

Originale-Brunnen
"De Schutzmann Wiechert"

“De Schutzmann Wiechert”

Gustav Hermann Wiechert (1849 bis 1916) war königlich-preußischer Polizeiwachtmeister und staatlicher Ordnungshüter. Obwohl nicht hier geboren, hatte er doch viel Gespür für die Kreuznacher Lebensart. Kleine Gauner wurden schon mal zu einem Glas Wein (“Remischen”) verdonnert. Wiechert galt auch als Schrecken der zänkischen Marktweiber.

Originale-Brunnen
"De Debbedee"

“De Debbedee”

Fritz Braun (1870 bis 1943) ist das wohl bekannteste Bad Kreuznacher Original. Man kannte ihn als Zeitungsverkäufer ebenso wie als Theaterdiener, Platzanweiser oder Statist im ehemaligen Kurtheater. Der Name “Debbedee” rührt wahrscheinlich von einer Vereinsbegegnung mit Frankreich her, wo man ihn als “Député” (Abgesandter) begrüßte. Im Kreuznacher Dialekt hat Braun dies selbst “Debbedee” ausgesprochen.

Originale-Brunnen
"Es Gänzje"

“Es Gänzje”

Franz Ganz (1852 bis 1930) war ein selbständiger Wandermusiker, dessen Drehorgel Alt und Jung erfreute. Nachdem sein Leierkasten eines Tages seinen Dienst aufgab, zog “es Gänzje” mit der Kurbel seines vielgeliebten Musikinstrumentes symbolisch weiter von Haus zu Haus, wo die Leute in Erinnerung an frühere Zeiten weiter brav ihren Obulus entrichteten.

Originale-Brunnen
„De Gulasch“

“De Gulasch”

Heinrich Karl Philipp Saam (1866 bis 1934) war bekannt durch seine Vorliebe für kräftig gewürztes, hausgemachtes Gulasch. Seinen Namen verdankte er aber eigentlich seinem gefürchteten Ausruf “Freindche, wenn ich dich krien, dann gibt’s Gulasch“, mit dem er so manchem Kreuznacher Schläge androhte.

Originale-Brunnen
„Schwein“
Originale-Brunnen
„Katze“

Eine Katze soll “Brobecks Marri” treu auf ihren Alarmgängen begleitet haben.

Die Hunde waren bei den Bauersfrauen auf dem Wochenmarkt gefürchtet, da sie dort des Öfteren an den 

Bild: Stadtoriginal "Hund" - Zeichnung von Peter Trautmann

aufgestellten Körben ihre Notdurft verrichteten und somit das Geschäft der Marktweiber vernichteten.

Als kulinarische Spezialität der Region gilt schon seit jeher die “Spansau”, die im Herbst mit dem Federweißen serviert wird.

Geschrieben von: Leona Winterfeld