Antenne Bad Kreuznach
West- und Ostdeutsche zusammen auf der Mauer am Brandenburger Tor in Berlin / Foto: Wikipedia Commons
Es ist der 9. November 1989, kurz vor 19 Uhr. Ein Satz verändert Deutschland – und die Welt. „Sofort – unverzüglich“, sagt Günter Schabowski auf einer Pressekonferenz in Ostberlin. Diese Worte lösen ein Beben aus. Innerhalb weniger Stunden strömen tausende Menschen zu den Berliner Grenzübergängen. Der Mauerfall beginnt.
28 Jahre lang trennte Beton eine Nation. Familien, Freunde und ganze Lebenswege waren geteilt. Doch an diesem Abend kippt das System, friedlich und überraschend.
Eigentlich sollte die neue Reiseregelung erst am nächsten Tag gelten. Doch Schabowskis Antwort lässt die Menschen glauben, sie dürften sofort reisen. Noch ahnt niemand, dass dies den Anfang vom Ende der DDR bedeutet.
Journalisten verbreiten die Meldung über den Mauerfall im Minutentakt. Westliche Nachrichtensender bestätigen sie. In Ostberlin bleiben Fernseher und Radios eingeschaltet. Kurz darauf ziehen Tausende zur Bornholmer Straße – einem der wichtigsten Grenzübergänge.
Die Grenzsoldaten sind überfordert, niemand hat sie informiert. Doch sie behalten die Nerven. Um 21:20 Uhr öffnen sie erstmals die Schranken. Eine Menschenmenge drängt in den Westen, jubelt, lacht, weint. Die ersten, die durchkommen, bekommen noch einen Stempel in den Personalausweis. Doch bald ist klar: Es gibt kein Zurück.
Als die Nachricht des Mauerfalls in Bonn eintrifft, steht der Bundestag auf. Abgeordnete singen spontan die Nationalhymne. Auf den Straßen Berlins herrscht Ausnahmezustand – vor Freude. Am Brandenburger Tor liegen sich Fremde in den Armen. Auf dem Kurfürstendamm tanzen Menschen auf Autos. Niemand denkt an Politik. Alle spüren: Geschichte geschieht jetzt.
„Das eigentliche Wunder des 9. November bestand darin, dass es nicht zu einer blutigen Eskalation kam“, erinnert sich Schabowski später. Trotz Chaos und Überforderung blieb alles friedlich.
In den Tagen danach verschwimmen Ost und West. Menschen reisen, besuchen Verwandte, erkunden die andere Seite. Nur wenige Monate später folgt der nächste historische Schritt: die Deutsche Einheit.
Der Mauerfall steht bis heute für Mut, Hoffnung und den Willen der Menschen, Freiheit zu leben. Auch 36 Jahre später erinnert der 9. November an diese magische Nacht, in der eine Mauer fiel – und ein Land zusammenwuchs.
Geschrieben von: Leona Winterfeld

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