Regional

Getreideernte Rheinland-Pfalz droht zum Minusgeschäft zu werden

today19. Juli 2025

Hintergrund
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Gute Körner, schlechte Kasse

In Rheinhessen und der Pfalz rollen gerade die Mähdrescher. Die Ähren stehen ordentlich. Die Erträge sind – trotz eines trockenen Frühjahrs – besser als gedacht. Auch die Qualität stimmt. Dennoch herrscht bei vielen Bauern keine Freude. Denn was am Ende auf dem Konto landet, reicht oft nicht aus.

Preise im Keller – Sorgen auf dem Acker

Auf der Erntepressekonferenz des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e.V. in Spiesheim brachte es Präsident Eberhard Hartelt auf den Punkt: „Die Betriebe bei uns in der Region bekommen Weltmarktpreise, die noch einmal deutlich gesunken sind, haben aber wesentlich höhere Kosten als die globale Konkurrenz und zusätzliche Produktionsauflagen!“

Genau hier liegt das Problem. Die gestiegenen Ausgaben für Saatgut, Dünger und Energie treffen auf zu niedrige Preise. Die Folge: Viele Betriebe fahren Verluste ein. Die jungen Hofnachfolger stehen vor einer ungewissen Zukunft.

Krieg in der Ukraine wirkt nach

Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Jahr 2022 sind die Betriebskosten sprunghaft gestiegen. Zwar gab es anfangs auch höhere Erlöse. Doch die Preise für Getreide und Co. sind längst wieder eingebrochen – und das dauerhaft. Viele Erzeugerpreise liegen mittlerweile sogar unter dem Niveau vor dem Krieg.

Dazu kommen staatliche Auflagen, die den Bauern zusätzlich zu schaffen machen. Hartelt nennt hier die Einschränkungen beim Düngen in bestimmten Gebieten. Diese führen dazu, dass kein hochwertiger Backweizen mehr wächst – das Brot wird dann woanders gebacken.

Ruf nach politischer Hilfe

Der BWV-Präsident fordert klare Schritte von der neuen Bundesregierung. Eine Rückkehr zur Agrardiesel-Rückvergütung sei nicht genug. „Vor allem die Überregulierung müsse ein Ende haben“, betont Hartelt.

Auch beim Thema Saisonarbeit sieht der Verband dringenden Handlungsbedarf. Die Absage an eine Sonderregelung beim Mindestlohn für Erntehelfer sei ein Fehler. Diese Entscheidung mache es schwer, weiterhin arbeitsintensive Kulturen wie Erdbeeren oder Spargel in Deutschland anzubauen.

„Wenn eine Entlastung beim Mindestlohn nicht gewollt ist, muss die Bundesregierung andere Möglichkeiten anbieten, um die Produktion von handarbeitsintensiven Kulturen hier zu halten.“

Der Vorschlag: Den Zeitraum für kurzfristige Beschäftigung über die bisherigen 90 Tage hinaus ausweiten. Gleichzeitig müsse das Risiko für die Betriebe reduziert werden, wenn ein Saisonarbeiter fehlerhafte Angaben bei der Anmeldung macht.

Qualität reicht nicht, wenn der Preis nicht stimmt

Die Landwirte in Rheinland-Pfalz stehen vor einer Zwickmühle: Sie liefern gute Ware, verdienen aber zu wenig daran. Ohne politische Unterstützung droht vielen Betrieben das Aus – mit Folgen für die Versorgung, die Landschaft und den ländlichen Raum.

Geschrieben von: Leona Winterfeld