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Siesbach: Wiesenprojekt schützt seltene Schmetterlingsarten

today13. Juli 2025

Hintergrund
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Wiesen im Hunsrück als Lebensretter

Im Hunsrück, rund um Siesbach, wächst ein stilles Wunder: Auf den farbenfrohen Schmetterlingswiesen flattern seltene Falter durch die Luft. Über 70 Hektar Fläche, davon 50 Hektar zusammenhängende Wiesen, bilden ein einzigartiges Rückzugsgebiet für bedrohte Pflanzen und Tiere.

Die Klimaschutzministerin von Rheinland-Pfalz, Katrin Eder, hat sich das Projekt angesehen. „Wiesen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Das ist besonders bedeutsam vor dem Hintergrund, dass weltweit jeden Tag rund 150 Arten für immer aussterben“, sagte sie bei ihrem Besuch in Siesbach.

Gezielte Pflege für mehr Vielfalt

Damit es den Pflanzen und Insekten gut geht, reicht es nicht, die Natur sich selbst zu überlassen. Ohne Pflege würden viele Wiesen nach und nach zuwachsen. Sträucher und Bäume verdrängen dann lichthungrige Pflanzen – und damit auch die Insekten, die davon leben. Deshalb kümmern sich erfahrene Landwirte um die Pflege.

Die Mahd erfolgt zeitlich gestaffelt. So blüht es das ganze Jahr über an verschiedenen Stellen. Das hilft Bienen, Schmetterlingen und anderen Bestäubern. Auch spätblühende Pflanzen wie Orchideen oder Arnika haben so eine Chance, ihre Samen auszubilden.

„Wiesen sind nicht einfach nur Gräser – sie haben wichtige Funktionen für uns alle“, betonte Eder. „Sie halten das Erdreich fest, speichern Wasser und bieten Bestäubern Nahrung. Alles hängt miteinander zusammen.“

Falter brauchen ihre Pflanzen

Viele der entdeckten Falterarten sind echte Spezialisten. Der Baldrian-Scheckenfalter lebt nur dort, wo auch Baldrian wächst. Der Schlüsselblumen-Würfelfalter braucht die gleichnamige Blume. Und der Magerrasen-Perlmuttfalter ist auf karge, nährstoffarme Wiesen angewiesen. Nur durch gezielte Pflege bleiben diese Bedingungen erhalten.

Besonders wichtig ist die späte Mahd. Nur so bleibt das Licht bis zum Boden erhalten, das viele schwachwüchsige Pflanzen brauchen. Beweidung wäre für diese Flächen keine Lösung – altes Futter bleibt liegen, wird zertreten, aber nicht gefressen. So würde der Nährstoffentzug ausbleiben und die typischen Magerwiesen verschwinden.

Naturbeobachtung per App

Ein zentraler Baustein des Projekts ist die Einbindung der Bürger. Jeder kann helfen, die Schmetterlingswiesen zu erforschen. Mit der App „ArtenFinder Rheinland-Pfalz“ lassen sich Beobachtungen einfach melden. Ein Foto genügt – und schon fließen die Daten in die Landesdatenbank ein. Dort entsteht ein Bild, wie sich Pflanzen und Tiere über Jahre hinweg entwickeln.

„Mit der ArtenFinder-App kann sich jede und jeder an der Beobachtung der Gebietsentwicklung beteiligen“, erklärte Jochen Krebühl, Geschäftsführer der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz. „Die Exkursion bietet somit nicht nur Einblicke in die Lebenswelt von Schmetterlingen, sondern auch die Möglichkeit, selbst aktiv am Naturschutz mitzuwirken.“

Ein Projekt für viele Hände

Das Schutzprojekt bei Siesbach hat eine Laufzeit von 15 Jahren. Es entstand in Zusammenarbeit mit Biotopbetreuerin Margret Scholtes vom Landkreis Birkenfeld. Finanziert wird es mit 1,6 Millionen Euro aus naturschutzrechtlichen Ersatzzahlungen. Die Flächen stellen die Ortsgemeinde Siesbach, der Kreis und viele private Eigentümer zur Verfügung.

„Hier ist Gemeinschaft das Erfolgskonzept, um diesen seltenen Reichtum der Arten und die Schönheit der Natur zu erhalten“, so Katrin Eder.

Geschrieben von: Leona Winterfeld